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Terrorists of Beauty

NATURSEIFEN AUS HAMBURG

Ein Underdog, der gegen die Standards der großen Beauty-Industrie ankämpft – das sind die „terrorists of beauty“. Das 2018 gegründete Start-up aus Hamburg verkauft seine „made in Germany“ Naturseifen online und an 200 Standorten deutschlandweit. Die Produkte von Natalie Richter und Mar Navajas Garcia sind nicht nur vegan und unisex, sondern vor allem nachhaltig. Aber wer sind die „Beauty-Terroristen“ und woher kommen die beiden eigentlich? Wir haben sie getroffen und nachgefragt.

Wie alles begann

Irgendwann im späten Frühling 2018 saßen Natalie und Mar bei einer Flasche Rotwein in ihrer Zehn-Personen-WG zusammen und philosophierten darüber, wie viel Plastikmüll beim Duschen entsteht. „Gerade in so einer großen WG explodiert das. Wir haben uns gedacht: Das muss doch cooler und besser gehen“, erklärt Natalie. Der Grundstein für terrorists of beauty war gelegt. Eine gewisse Vorkenntnis hatte Mar bereits, denn ihre spanische Familie stellt selbst Seifen her. „Seifensieden ist jetzt keine Rocketscience. Aber eine richtig hochwertige Seife hinzukriegen, die auch langfristig gut ist und überzeugt, ist wieder ’ne ganz andere Sache“, erzählt Natalie weiter. Der Name entstand übrigens durch einen Kommentar einer Freundin, die meinte, dass die Pläne der beiden ziemlich „terroristisch“ und radikal seien.

Von der Idee zum Seifenblock

Als die Kernidee festgelegt war, machten sich die beiden auf Partnersuche. Da bei der Seifenherstellung in der Regel Palmöl verwendet und nicht vegan produziert wird, schieden viele Produzenten von vornherein aus. Auch in Sachen Duft verfolgten Natalie und Mar ein anderes Ziel als die meisten Mainstream-Produkte. Ihrer Überzeugung nach sollten wir uns, unabhängig vom Geschlecht, nur aufgrund der natürlichen Bedürfnisse Haut und Haare waschen, sprich nicht unbedingt jeden Tag. „Mar hat zum Beispiel eine riesige Lockenmähne und ich, mit meinem feinen Haar, habe ganz andere Anforderungen an Inhaltsstoffe und Pflege“, fährt Natalie fort. Nach wenigen Monaten fanden die beiden einen passenden Partner und bestellten die erste Charge von gut 1.000 kleinen Seifenblöcken.

Der Onlineshop wurde in der Weihnachtszeit 2018 eröffnet und innerhalb eines Monats waren bereits alle Seifen ausverkauft. Mit solch einer hohen Nachfrage hatten die beiden nicht gerechnet, bislang war die Seifenproduktion nur ein kleines Projekt neben ihren eigentlichen Hauptberufen. Aber immer mehr Bestellungen, die gar nicht so schnell lieferfähig waren, kamen ins Postfach. Einer der wesentlichen Gründe dafür: Die Produktion einer Seife von terrorists of beauty dauert rund vier Wochen. Alle Pakete wurden abends nach der Arbeit verpackt und am nächsten Morgen zur Post gebracht. Rückblickend sagt Natalie, dass der ganze Gründungsprozess wie von allein verlief: „So, als hätte irgendwer beschlossen, dass es jetzt sein soll, ist eins zum anderen gekommen. Wie wir das geschafft haben, weiß ich im Nachhinein auch nicht mehr.“

Als klar wurde, dass es sich nicht mehr um ein kleines Projekt handelt, gaben beide ihre Hauptbeschäftigungen auf. Natalie verließ sogar ihr eigens gegründetes Unternehmen, die Fruchtsaftmanufaktur leev, um sich ganz dem „Terroristen-Dasein“ widmen zu können. Über die „Stiftung Mensch“ fanden sie eine Behindertenwerkstatt, die heute die Pakete packt. Doch bei der Seifenproduktion allein blieb es nicht lange, ein passendes Accessoire für die Ablage der Seife in der Dusche, eine Halterung aus Beton, musste her. Auch dafür holten die beiden zügig eine Töpferwerkstatt ins Boot, damit Mar diese nicht wie bisher im WG-Wohnzimmer gießen musste. Für die Verpackung sorgt eine regionale Druckerei, die auf CO2-neutralem Papier druckt. „Das sind scheinbar kleine Details, die uns aber elementar wichtig sind und damit das Gesamtkonzept glaubwürdig unterstreichen“, erklärt Natalie.

Wer kauft die Naturseifen?

Die Produkte der Hamburgerinnen sind mittlerweile bis nach Süddeutschland vertreten, die größte Nachfrage kommt aber nach wie vor aus dem Norden. Gekauft wird geschlechterunabhängig, das Alter der Kunden liegt zwischen 25 und Ende 30, doch auch außerhalb dieser Gruppe tut sich viel. „Öfter rufen Kunden an, meist Frauen über 60, die handgemachte Seife noch von früher kennen und keine Berührungsängste haben“, erklärt Natalie. Diese kaufen dann die Naturseifen auch für ihre Enkel und so werden die „Blocks“ von terrorists of beauty trotz des radikalen Namens zu einem generationsübergreifenden Produkt.

Alltag eines „Terroristen“

Doch wie sieht eigentlich der Alltag der Selfmade-Unternehmerinnen aus? „Zunächst einmal ist die grundlegende Frage jeden Morgen: Wo will ich heute arbeiten: am Küchentisch, im Co-Working Space im oberen Stock unserer WG oder in einem Café?“, erläutert Natalie ihre Morgenroutine. Die Arbeit läuft größtenteils über den Laptop. Während sie sich um das Marketing und den Vertrieb kümmert, koordiniert Mar die Produktion und Logistik.

Bleibt die Frage, wohin die Reise in Zukunft geht. „Als Terrorist muss du deine Unabhängigkeit bewahren“, betont Natalie. Deshalb wollen sie beiden organisch ohne Investoren wachsen. Sie sind sich durchaus bewusst, dass dies der längere und auch härtere Weg ist. „So können wir aber Entscheidungen treffen, die vielleicht nicht wirtschaftlich und gegen den Strom sind, die aber besser zum Konzept passen.“

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