Gin, Hamburg, HafenCity Gin

Flaschenpost aus Hamburg – Teil 2

Fortsetzung (hier geht’s zum ersten Teil).

René Wolf ist der Erfinder des 20457 HafenCity Gin – dabei hat der freiberufliche Werber diesen Karriereweg nie geplant. Mit einer exotischen Mischung löst er wahre Geschmacksexplosionen aus, doch bis dahin war es ein weiter Weg.

Ein holpriger Start

Doch der immense Zuspruch änderte diese Einstellung schließlich. Gemeinsam mit Toni als Geschäftspartner verfeinerte René die Rezeptur und machte sich auf die Suche nach einer Brennerei für die Herstellung im großen Stil. Doch die erste Zusammenarbeit ging nach hinten los: „Das hat überhaupt nicht funktioniert. Die haben es einfach nicht hinbekommen mit meiner Rezeptur. Am Anfang haben sie falsche Sachen reingemacht, was ich aber erst spät gemerkt habe. Es kommen dann immer Muster, und du testest das und gibst Feedback und wunderst dich, warum der Geschmack nicht getroffen wird.“

Die Zeit rannte und das anvisierte Ziel, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft 2017 auf dem Markt zu sein, geriet in Gefahr. Bis erneut der Zufall eingriff. Bei dem Besuch eines Freundes in der Flensburger Förde im September erfuhr René von einer nahegelegenen Destille, der nördlichsten Deutschlands. „Am nächsten Tag bin ich dahingefahren, habe mit denen gesprochen – und fünf Wochen später hatte ich dann meinen 20457 HafenCity Gin.“ Seitdem wird die Spirituose in der kleinen Obstbrennanlage mit 200-Liter-Kupferkessel vierfach destilliert, „aber ganz langsam, damit da nichts verloren geht von den Aromen.“ So erfüllt die Produktion zudem den Standard als „London Dry Gin“, der höchsten Güteklasse.

Überstunden im Wohnzimmer

Während ein Problem gelöst war, taten sich neue Schwierigkeiten auf. Neben Flaschen mit Mängeln erschwerten insbesondere die Etiketten mit dem fiktiven Seefahrtszeichen Renés Leben, da sie nicht klebten und Falten warfen. Tagelang glättete der selbsternannte Optimist im heimischen Wohnzimmer die Sticker oder entfernte verunglückte Etiketten händisch („totaler Irrsinn!“). Auch hierbei konnte er sich auf die Hilfe seiner Freunde verlassen, bis der Firmengründer einen neuen Drucker fand.

Mittlerweile führt er das Geschäft alleine, da Toni die Zeit fehlt. Das kennt auch der freiberufliche Werber nur zu gut. Erhält René einen Auftrag, muss der Gin warten. Dann kümmert er sich erst abends um die Akquise weiterer Händler, Fachgeschäfte oder Bars und bastelt passende Dekorationen wie Kartenhalter für bestehende Kunden. „Es ist eigentlich immer was zu tun“, sagt er – und bringt Freundin Vera regelmäßig dazu, mit den Augen zu rollen. Zum Ausgleich geht es gemeinsam mit Sohn Emil in das eigene Ferienhäuschen an der Elbe, das mitten in einem Naturschutzgebiet liegt.

Message on a bottle

Wenn René von diesen Auszeiten spricht, leuchten die blauen Augen geradezu – genauso beim Thema HafenCity, wo er seit 2011 lebt: „Ich mag diesen Pioniergeist. Aktiv daran mitzuwirken, wie ein Stadtteil wächst, das finde ich spannend.“ Außerdem hat er sich auf die Fahne geschrieben, gegen die Vorurteile entgegenzuwirken. „Deswegen haben wir beim Gin auch auf Bling-Bling und Glitzer verzichtet, sondern eine Buddel genommen, die auch angespült in der Elbe treiben könnte.“

Nun finden sich diese Flaschen zumeist eher in den Bars, denn in der Elbe. Hier findet sich seit diesem Sommer auch eine „Navy Strength“-Version mit 57% Alkohol, die sich für diverse Getränke-Variationen eignet. „Der hat nochmal deutlich mehr Wumms“, sagt René, „wenn man kompliziertere Cocktails macht, wo viele andere Zutaten reinkommen, die einen starken Eigengeschmack haben, dann braucht man mehr Alkohol. Mehr Alkohol bedeutet auch mehr Aroma.“

Pünktlich zum zweiten Geburtstag der Marke erscheint der Gin zudem als fassgelagerte Edition, bei dem die Spirituose die warmen Noten der Rumfässer aufnimmt. 2020 soll zudem eine ganz neue Sorte mit lokalen Zutaten gelauncht werden. Renés Ziel ist es, den 20457 HafenCity Gin durch Mundpropaganda langsam wachsen zu lassen. Auch während des Gesprächs kommt es zu einem spontanen Tasting und eine leidenschaftliche Debatte über die Geschmacksnoten mit Mitarbeitern des Cafés. Und dann muss René noch einmal schmunzeln – als er verrät, dass er eigentlich Biertrinker ist.

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